Die Geschichte der EJ in Österreich
Mehr als 90 spannende Jahre ...
... sind wir in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen aktiv.
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Am 20. Mai 1934 wird das Evangelische Jugendwerk in Österreich (EJWiÖ) in Amstetten unter Landesjugendpfarrer Georg Traar gegründet. Nach wenigen Jahren des Aufbaus werden, nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland, die Agenden der EJ auf Bibellese und Glaubensauseinandersetzung beschränkt.
Das neue Evangelische Landesjugendpfarramt eröffnete 1938 in Wien 1, Schellinggasse 12.
1939, nach Beginn des 2. Weltkrieges werden dann auch Bibellager und öffentliche Auftritte generell verboten. Es folgen Kriegsjahre hinter Kirchenmauern.
Der Neuanfang im Namen des EJWiÖ wird ab 1946 mit einer Neustrukturierung und Sommerlagern v.a. im Sonnenheim Salzerbad/NÖ, Haus Landskron/K und Burg Finstergrün/S gewagt.
Weiters wird die monatliche Handreichung "Junge Gemeinde" herausgegeben sowie gesamtösterreichische Mitarbeiterlager und Pfingsttreffen durchgeführt.
Die 50er Jahre beginnen mit einem starken Ausbau der Lager- und Freizeitangebote. In den folgenden Jahren werden weiter neue EJ-Häuser eröffnet, darunter das evangelische Jugendfreizeit- und Volksbildungsheim Deutschfeistritz, das "Luise-Wehrenfennig-Haus" in Bad Goisern/OÖ und das Haus Rechnitz/B.
1953 wird das EJWiÖ schließlich als Werk der Evang. Kirche in Österreich anerkannt und die erste "Verfassung" (Ordnung) in der Tradition bündischer Jugendarbeit beschlossen. Gemeinsam mit anderen Jugendorganisationen gründet das EJWiÖ 1953 den Österr. Bundesjugendring (ÖBJR) - der seit 2001 Bundesjugendvertretung (BJV) heisst - und 1959 den ökumenischen Jugendrat.
Ab 1955 werden die ersten Entwürfe zur "neuen Ordnung des EJWiÖ" mit dem Ziel "Weg von der geführten, hin zur selbstverantwortlichen Jugend" diskutiert. 1958 nimmt Pfarrer Ernst Gläser seine Arbeit als Landesjugendpfarrer auf.
Die 60er Jahre waren innerhalb des EJWiÖ die Dekade des Umbruchs.
Politisches Engagement und moderne pädagogische Konzepte treffen auf die damalige starre Wertewelt der Gesamtkirche. Erste ökumenische Treffen mit der KJ in Gebetsgottesdiensten - die im Großevent "rendezvous 67" in Graz gipfeln - und gesamtösterr. Pfingsttreffen werden abgehalten, ein Netzwerk zum gemeinsam agierenden österreichweiten Jugendwerk aufgebaut.
1962 wird endlich die Ordnung des EJWiÖ durch den "großen Mitarbeiterkreis" auf Burg Finstergrün beschlossen und 1963 kirchlich bestätigt.
In diesem Jahr löst die EJ Zeitschrift "anstoss" den "Banner" ab. Der "anstoss" war nicht als Organ des EJW sondern als frei geführte (kirchen-)kritische Zeitschrift für Jugendliche gedacht.
Es entspannt sich ein heftiger Konflikt mit der Kirchenleitung wegen einzelner Artikel im "anstoss" und der Arbeit des EJW auf politischer und pädagogischer Ebene.
1969 verlässt Jugendpfarrer Ernst Gläser das EJWiÖ. Eine 25jährige Zeitspanne ohne Jugendpfarrer beginnt.
Das erste Drittel der 1970er Jahre bringt den Höhepunkt des Konfliktes mit der Kirchenleitung: EJ-eigene Ordnungsänderungen werden nicht anerkannt und der "anstoss" muss schließlich aus dem EJWiÖ ausgegliedert werden. Zwischenzeitlich wird 1972 die Burg Finstergrün gegen einigen Widerstand gekauft und 1973 zieht das EJWiÖ in die Liechtensteinstr. 20/9, 1090 Wien um.
In diesem Jahr wird die Kirchenverfassung dahingehend verändert, dass alle EJ Gremialbeschlüsse von entsprechenden kirchlichen Gremien genehmigt werden müssen.
Ein Großteil der agierenden EJ-Mitarbeiter:innen verlässt daraufhin das Jugendwerk. Ein Schuldenberg lastet auf dem EJWiÖ. Trotzdem wird an einem neuen Ordnungstext weitergearbeitet.
Am 30.4.1979 ist dann die neue Ordnung des EJWiÖ endlich fertig und im Herbst 1979 konstituiert sich der erste Jugendrat für Österreich. Eine operative, finanzielle und personelle - ehren- wie hauptamtlicher Mitarbeiter:innen - Neustruktierung der Organisation folgt.
Anfang der 1980er Jahre ist die finanzielle Konsolidierung abgeschlossen und Günter Guggenberger erster hauptamtlicher Sekretär im Jugendpfarramt.
Die Arbeitsschwerpunkte des EJWiÖ sind in diesen Jahren Umweltzerstörung, Frieden, Abrüstung, Zivildienst, Apartheid, Jugendtheologie/Seelsorge und Gleichberechtigung. Zudem werden die Sommerlager- und KiGo-Angebote erweitert, österreichweite Ostertreffen, und politische "Jugendwerkstätten" gemeinsam mit den ÖBJR-Mitgliedsorganisationen abgehalten.
Ab 1981 wird das große Angebotskonzept für EJ-Mitarbeiter:innen präsentiert, 1982 die erste Ausgabe "Sommerfreizeiten und Begegnungen im In- und Ausland" (ab Ende der 80er dann "Sommerfreizeitprospekt", heute "SoFrei") herausgegeben und ab 1984 das EJ-Magazin "junge gemeinde" mit neuem Konzept relauncht. 1987 wird die erste Gruppenreise zum Deutschen Evangelischen Kirchentag und die Medienaktion "Trocken" Jugend ohne Alkohol durchgeführt.
Nach finanziellen Turbulenzen folgt 1989 Bundessekretär Lauri Hätönen auf Franz Schlacher.
Die EJÖ beschäftigt sich in den 90er Jahren intensiv mit Themen wie Gleichberechtigung, Ökumene, Frieden, Zivildienst, Bildung, Homosexualität, Gewalt, Rassismus und Ehrenamtlichkeit.
Die Angebote an Arbeitshilfen für Mitarbeiter:innen werden ausgeweitet, z.B. 1993 mit der ersten "Mitarbeiterwerkstatt" aus der sich in der Folge die EJ Tagung entwickelt. 1990 findet die erste Delegiertenkonferenz "Wir sind am Zug" als 3-tägige Zugreise durch Österreich statt, die 1994 mit "Wir sind wieder am Zug" neu aufgelegt wird.
Sie wird begleitet von der Medienaktion "Denkzettel" gegen Fremdenfeindlichkeit. 1996 ist dann ein langer Ordnungsänderungsprozess beendet, der auch einen neuen Namen bringt: Evangelische Jugend Österreich (EJÖ). Weiters wird Michael Meindl Jugendpfarrer für Österreich und die erste ökumenische Jugendbegegnung "No Limit" findet in Bregenz mit 4000 Jugendlichen statt. Die erste EJÖ-Website geht 1997 online, und die EJÖ ist bei der ökumen. Versammlung "Graz 97" vertreten. Neue Zugänge zu partizipativen Jugendtreffen werden 1998 bei "Bootsblitz" erfolgreich erprobt.
In den Nuller und ersten 10er Jahren engagiert sich die EJÖ v.a. mit Themen wie Ökumene, Rassismus, Qualitätsstandards in der Jugendarbeit, Integration, Jugendkultur, Kinder- und Umweltschutz. 2001 findet die 2. ökumenische Jugendbegegnung unter dem Titel "bleibt alles anders" in Innsbruck statt und Jugendpfarrer Michael Meindl verlässt die EJÖ - es folgen 15 Jahre ohne Bundesjugendpfarrer:in. Die Anne Frank Ausstellung auf Burg Finstergrün berührt 2002 unzählige Besucher, die "junge gemeinde" wird überarbeitet.
2005 sorgt die Aktion "Young Evang - Wir stimmen Kirche jung" für Aufsehen. Ines Hauser übernimmt von 2006 bis 2009 die Stelle der Jugendreferentin für Österreich und Sören Peterhans ist ab 2007 Bundesgeschäftsführer.
Die Arbeiten an einer gesamtösterreichischen Richtlinie zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor (sexueller) Gewalt beginnt 2009. Die EJÖ startet Aktionen und Auftritte in sozialen Medien.
Burg Finstergrün wird 2011 eine eigene EJ-Gliederung und 2012 verlässt BGF Sören Petershans die EJÖ und Elisabeth Antretter übernimmt den Posten der Bundesgeschäftsführerin.
Die EJ-Bundesgeschäftsstelle zieht 2013 zwischenzeitlich in ein Behelfsbüro in der Blumengasse, 1180 Wien und schließlich im September ins barrierefreie Büro Hamburgerstr. 3/M/2.OG, 1050 Wien, die Kinderschutzrichtlinie (KSR) für alle EJ Mitarbeiter:innen wird beschlossen. Jährliche Aktionen zu Nachhaltigkeit und die Reformationstagsaktion "Churchnight" werden ins EJ Angebot aufgenommen. Das Jahr 2015 ist zum einen mit "bild dir nix ein" dem Thema Bildung gewidmet, zum anderen lässt die Flüchtlingskrise landesweit viele Aktionen der EJ entstehen, die von der EJÖ finanziell und personell unterstützt werden. 2016 ist die EJÖ erstmals bei der "Langen Nacht der Kirchen" in Wien mit einem "Menschenwuzzler" in der "EJ-Kinderschutzarena" am Wiener Stephansplatz vertreten. Beim JURÖ 2016 wird Petra Grünfelder zur Jugendpfarrerin für Österreich gewählt. Sie tritt ihr Amt mit September 2016 an.
Im März 2017 trennt sich die EJÖ von Bundesgeschäftsführerin Elisabeth Antretter. Jugendpfarrerin Petra Grünfelder administriert die Bundesgeschäftsführung. Im Reformationsjahr 2017 werden landesweit unzählige EJ-Aktionen angeboten. Seine Höhepunkte sind die Fahrt zum Reformations-DEKT nach Berlin und Wittenberg, bei dem die EJÖ mit 250 Personen teilnimmt, sowie das große Fest am Wiener Rathausplatz. Beim JURÖ 2017 wird die KSR überarbeitet. Zwischen 2018 und 2020 wird das Thema Gedenkkultur u.a. mit Fahrten nach Mauthausen und Auschwitz intensiviert und österreichweite Medienschulungen angeboten.Mit 1. Mai 2019 übernimmt Elisabeth Löbl die Stelle der Bundesgeschäftsführerin.
In einem intensiven Relaunchprozess wird die Junge Gemeinde von Grund auf überarbeitet und startet im März 2020 vollkommen neu strukturiert und gestaltet durch. Das Jahr 2020 überrascht schließlich mit der Coronapandemie. Es gilt sich anzupassen und die bereits geplanten Veranstaltungen zu adaptieren, vieles - von Sitzungen bis Events - wird ins Internet, auf online Tools verlegt oder muss gar gänzlich abgesagt werden, wie die ökumenischen Begegnungstage (CBT) oder die Fahrt zum DEKT 2021. Jugendpfarrerin Petra Grünfelder verlässt mit September 2020 die EJÖ. Mit Bettina Növer wird im Juni 2021 ihre Nachfolgerin gewählt, sie tritt mit November 2021 ihr Amt an. Schöpfungsverantwortung, soziale Teilhabe, His-/Herstory, Seelsorge und im speziellen Festivalseelsorge sind die Schwerpunkthemen der ersten 2020er Jahre.
Digitale Kirche wird zum allgegenwärtigen Schlagwort.
Auch die EJÖ intensiviert ihre digitalen Angebote, ihre Auftritte in einigen der aktuellen sozialen Medien wie facebook, Instagram und ab Herbst 2023 auch auf TikTok mit dem Kanal "Young Evang - TikToKirche". Mit "Zwischen allen Stühlen" geht Mitte 2022 ein monatlicher Podcast, gehostet von Bettina Növer und Tobias Falke, on air. Auf Grund stark sinkender Mitgliederzahlen gerät die Organisation in finanzielle Schwierigkeiten. Es muss gespart und damit umstrukturiert werden. Die Printausgbe der "Jungen Gemeinde" fällt dem Sparzwang mit Ende 2022 zum Opfer und wird in der Folge auf ein Blogsystem umgestellt das Anfang 2024 startet. Auch in der Bundesgeschäftsstelle wird Personal eingespart. 2023 bis 2024 wird die KSR grundlegend zur Gewaltschutzrichtlinie (GSR) überarbeitet und das österreichweit weitgehend vereinheitlichte EJÖ-Bildungssystem "ej-qualifies" startet. Eine aufZAQ Zertifizierung wird dabei angestrebt.