Jugendgottesdienst "Reisen"
Liturgie I
(Jugendgottesdienst, in kurzer Form ggf. Andacht)
Musik
Der Himmel geht über allen auf
Meine Hoffnung und meine Freude
Morning has broken
Am Anfang
Im Namen Gottes, Ewig-Schöpfer, Immer-Liebe, Lebensodem
Im Namen Gottes, Vater Sohn und heiliger Geist.
Amen.
Gedanke
Wem gehört die Welt?
Der, dem, der hinausgeht und sie erkundet!
Eine erste Reise ohne Eltern.
Eine erste Reise ganz weit weg.
Eine erste Reise in die Welt.
Psalm
Psalm 24
Dem Herrn gehört die ganze Erde mit allem, was darauf lebt.
Er hat sie fest gegründet über dem Wasser und ihre Fundamente auf den Grund des Meeres gelegt.
»Wer hat Zutritt zum Berg des Herrn? Was für Menschen dürfen den heiligen Boden betreten?«[1]
»Nur Menschen, die unschuldige Hände haben und ein reines Gewissen. In ihren Herzen gibt es keine Falschheit, von ihren Lippen kommt nie ein Meineid.
Der Herr wird sie segnen und ihnen Hilfe senden, wie er es den Seinen zugesagt hat.[2]
So sind die Menschen, die nach Gott fragen und in seine Nähe kommen dürfen. So sind die wahren Nachkommen Jakobs.«[3]
»Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore! Der König will einziehen, dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?« »Es ist der Herr, der Starke und Gewaltige! Der Herr, der Sieger in jedem Kampf! –
Öffnet euch weit, ihr ehrwürdigen Tore! Der König will einziehen, dem alle Macht gehört!«
»Wer ist dieser mächtige König?« »Es ist der Herr über Himmel und Erde![4] Er ist der höchste König, ihm gehört alle Macht!«
Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Gebet
Gott, ich bin Gast.
Menschen leben hier an diesem Ort.
Traumhaft schön. Traumhaft anders.
Gott, ich bin Gast.
Menschen arbeiten hier an diesem Ort.
Auch Kinder? Wie leben sie? Was können sie lernen?
Gott, ich bin Gast.
Menschen träumen hier an diesem Ort.
Von einem anderen Leben, von einer besseren Welt.
Lass mich wachsam sein für ihre Welt.
Amen.
Musik
He’s got the whole world in his hand
Bless the Lord …
Bibeltext
Eine Geschichte von einer ganz anderen Reise.
Apostelgeschichte 16
Paulus kam auch wieder nach Derbe und nach Lystra. In Lystra lebte ein Jünger mit Namen Timotheus. Seine Mutter, selbst Christin, war jüdischer Herkunft, der Vater dagegen Grieche.
Paulus wollte ihn gern als seinen Begleiter auf die Reise mitnehmen. Mit Rücksicht auf die Juden in der Gegend beschnitt er ihn; denn sie wussten alle, dass sein Vater ein Grieche war.
In allen Städten, durch die sie kamen, übergaben sie den Gemeinden die Vorschriften, die die Apostel und Gemeindeältesten in Jerusalem erlassen hatten, und sie ermahnten sie, danach zu leben.
Danach zogen sie weiter durch Phrygien und die Landschaft Galatien. 7 Als sie, westwärts ziehend, an die Grenze von Mysien kamen, wollten sie von dort in das nördlich gelegene Bithynien weiterziehen. Aber das ließ der Geist, durch den Jesus sie leitete, nicht zu.
So zogen sie an Mysien vorbei und gingen ans Meer hinunter nach Troas.
Dort in Troas hatte Paulus in der Nacht eine Vision: Er sah einen Mann aus Mazedonien vor sich stehen, der bat ihn: »Komm zu uns herüber nach Mazedonien und hilf uns!«
Darauf suchten wir sofort nach einem Schiff, das uns nach Mazedonien mitnehmen konnte.
Wir fuhren von Troas auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothrake und am zweiten Tag erreichten wir Neapolis.
Von dort gingen wir landeinwärts nach Philippi, einer Stadt im ersten Bezirk Mazedoniens, einer Ansiedlung von römischen Bürgern. Wir hielten uns einige Tage dort auf und warteten auf den Sabbat. Am Sabbat gingen wir vor das Tor an den Fluss. Wir vermuteten dort eine jüdische Gebetsstätte und fanden sie auch. Wir setzten uns und sprachen zu den Frauen, die zusammengekommen waren.
Auch eine Frau namens Lydia war darunter; sie stammte aus Thyatira und handelte mit Purpurstoffen. Sie hielt sich zur jüdischen Gemeinde. Der Herr öffnete ihr das Herz, sodass sie begierig aufnahm, was Paulus sagte.
Sie ließ sich mit ihrer ganzen Hausgemeinschaft, ihren Angehörigen und Dienstleuten, taufen. Darauf lud sie uns ein und sagte: »Wenn ihr überzeugt seid, dass ich treu zum Herrn stehe, dann kommt in mein Haus und nehmt dort Quartier!« Sie drängte uns, die Einladung anzunehmen.
Worte des Lebens.
Gedanken
Paulus zieht von hier nach da, durch Kleinasien, die jüdische Welt.
In Lystra sucht er einen Reisebegleiter. Es ist doch sehr beschwerlich, ganz allein unterwegs sein.
Timotheus ist es. Er kommt aus einem Integrationshaus. Die Mutter Jüdin. Der Vater Grieche.
Kann beide Sprachen, vielleicht noch mehr.
Er soll sich später entscheiden, hat vielleicht seine Mutter gesagt, als er klein war.
Für die Reise – von jüdischem Haus zu jüdischem Haus wird er sich anpassen müssen.
Vorbereitung ist nicht immer leicht. Timotheus lässt sich von Paulus beschneiden, damit er sichtbar Jude ist.
Aber bloß raus hier aus Lystra. Ein uraltes Kaff und jetzt römische Kolonie. Quadratisch.
Die Welt wird doch mehr als das sein!
Mit Paulus zieht er ganz schön rum. Lernt viele Orte kennen, viele Synagogen, viele Häuser, konservative Menschen, aber gastfreundlich waren sie alle.
Manchmal geht es nicht weiter. Sie müssen umdrehen. Machen leere Kilometer, kommen nicht voran – nicht weiter, niemand erwartet sie.
Es soll nicht sein. Ein anderer Geist weht hier.
Sie ziehen hinunter zum Meer. Nach Troas.
Paulus schläft. Er ist müde von den vielen Wegen.
Und träumt.
Ganz woanders hin soll es gehen! Nach Europa! Da waren sie noch nicht.
Timotheus ist Feuer und Flamme. Er ist noch nie mit dem Schiff gefahren.
Abenteuer pur!
Makedonien! Wie das schon klingt!
Griechenland. Das Land, wo sein Vater herkam. Er wird vielleicht seinen Spuren folgen. Auf jeden Fall seiner Geschichte.
Und ab jetzt wird die Reise von Paulus Tour zu UNSERER Tour.
Der Weg liest sich wie ein Reisebericht aus einem Moleskine-Heft. Bruce Chatwin, der Reiseschriftsteller, hat sie verwendet.
Die Wege werden verzeichnet. Inselhopping?
Von der Insel Samothrake geht es nach Napolis, dem griechischen Festland, von dort weiter nach Philippi.
Diese Stadt ist ganz anders. Eine römische Kolonie ohne jüdische Familien. Keine Synagoge. Kein Ort zum Hingehen. Fremd die Menschen. Fremd die Sitten.
Sie bleiben ein paar Tage in der Stadt, warten auf den Sabbat. Vielleicht in einer Herberge. Ganz schön teuer ist das. Vom Hörensagen wissen sie, vielleicht gibt es ein Gebet draußen vor der Stadt, beim Fluss. Anscheinend warten dort Frauen auf Reisende, die ihnen von der Thora erzählen – auf griechisch. Gottesfreundinnen.
Paulus könnte also so ein Lehrer sein.
Eine der Frauen ist Lydia, eine wohlhabende Frau aus Kleinasien, eine Händlerin, die dort wohl Wäscherinnen beauftragt, ihre Stoffe zu waschen.
Männer unter Frauen. Religion scheint hier Frauensache zu sein.
Paulus lehrt und seine Schriftauslegung von Jesus kommt an. Lydia lässt sich taufen.
Und mit einem Mal beginnt aber etwas Neues.
Hier ist weder Jude noch Grieche, noch Mann oder Frau, alle sind eins in Christus.
Lydia lädt Paulus und Timotheus in ihr Haus ein, nötigt sie, bei ihr zu wohnen, zu bleiben, sich einzufinden, mit zu leben in diesem Haus, mehr zu berichten. Mit ihnen gemeinsam am Projekt Gemeinde in Philippi zu arbeiten.
Aus Gästen werden Aufgenommene.
Und müssen sich entscheiden: Wollen sie wirklich etwas für die Menschen vor Ort verändern. Sie sind gefragt. Als Menschen, die etwas tun.
Das heilige Gastrecht bringt eine Begegnung: Aus der Gastgeberin wird eine Einladende, aus Gästen, die weiterziehen, Menschen, die Gäste und Freunde werden. Die eine Zeit lang zu Mitbewohnern werden.
Was wird sich daraus wohl entwickeln?
Musik oder Stille
Amazing grace
Nada te turbe
Fürbitten
Gott, wenn wir aufbrechen, dann komm mit uns.
Es ist deine Welt, die wir entdecken.
Wir bitten dich,
öffne uns die Augen für die Orte und für ihre Menschen.
Hilf uns, zu sehen, wo wir uns anpassen müssen.
Hilf uns, Gäste zu werden, die das Gastrecht ehren.
Öffne uns die Herzen, dass wir unsere Gastgeber respektieren,
mit ihren Gesetzen, mit ihren Sprachen
Öffne unsere Einsicht, das wir umkehren können, wenn es nicht mehr weitergeht.
Wenn es nicht sein soll.
Lass uns Orte zum träumen finden.
Gib uns Mut, etwas Neues zu wagen.
Hilf uns, uns im Neuen zu orientieren.
Schenke uns Begegnungen auf gleicher Augenhöhe.
Lass uns auch von unserem Glauben sprechen, und hören, was andere glauben.
Schenke uns das Wunder der Freundschaft mit Menschen deiner Welt.
Lass uns gemeinsam deine Welt gestalten.
Gemeinsam beten wir:
Vater unser …
Musik
Wo ein Mensch vertrauen gibt
Wenn das Brot was wir teilen
Ubi caritas
Überall wohnt Gottes Geist
Segen
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen, um dich zu schützen gegen Gefahren. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke des Bösen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst. Der Herr sei mit dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen. Der Herr sei über dir, um dich zu segnen. So segne dich der gütige Gott, heute und morgen und immer. Amen.
Liturgie II
(Sich auf den Weg machen / Beginn einer Reise)
(Quelle: Evangelischer Lebensbegleiter, 4. Auflage 2013, S.356/257)
Aufbruch
Wahrnehmen
Aufbrechen heißt, aus sich herausgehen. Die Kruste des Egoismus zerbrechen, aufhören, sich um sich selbst zu drehen, als ob man der Mittelpunkt der Welt und des Lebens wäre. Aufbrechen heißt, sich nicht in den Kreis der Probleme der kleinen Welt einschließen lassen, zu der wir gehören. Aufbrechen heißt vor allem, sich den anderen öffnen, sie entdecken, ihnen begegnen. Glücklich, wer folgenden Gedanken lebt und versteht: „Wenn du nicht mit mir einverstanden bist, bereicherst du mich.“
(Dom Helder Camara)
Deuten
„Und der HERR sprach zu Abram: Geh los! Weg aus deinem Land, aus deiner Verwandtschaft, aus deinem Elternhaus in das Land, das ich dich sehen lasse. Ich werde dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen. Werde so selbst ein Segen. Ich will segnen, die dich segnen, wer dich erniedrigt, den verfluche ich. In dir sollen sich segnen lassen alles Völker der Erde.“
(1.Mose 11, 1-3, Übersetzung: Frank Crüsemann / Jürgen Ebach)
Gestalten
Du Gott der Anfänge, segne uns,
wenn wir deinen Ruf hören,
wenn deine Stimme uns lockt
zu Aufbruch und Neubeginn.
Du Gott der Anfänge, behüte uns,
wenn wir loslassen
und Abschied nehmen.
Du Gott der Anfänge,
lass dein Gesicht leuchten über uns,
wenn wir in Vertrauen und Zuversicht
einen neuen Schritt wagen.
(aus dem alten Irland)