29. November
Der Mensch
Was ist der Mensch, dass ihm diese Schöpfung vor Augen ist und sie ihm anvertraut?
Was ist der Mensch, dass er diese Schöpfung nützen und gestalten kann?
(frei nach Psalm 8)
Ein Weg über die Steine, Felsblöcke und Grasbüschel.
Kein geradliniger Weg, aber naturbelassen.
Kein Müll, sondern anmutige Sonne.
Kein Fluglärm, sondern zirpende Grillen.
Kein Autorasen, sondern Beine, die einen Schritt für Schritt voranbringen.
Und dann der Blick in die Weite. Offenheit, Hoffnung, Luft „nach oben“.
Der Mensch geht also seine Wege.
Hoffnungsfroh und meist mit doppeltem Gewinn:
Er oder sie sucht die Orte auf, will mobil sein.
Er und sie sucht Gemeinschaft mit anderen, will nicht allein sein.
Wie auch immer mein einzelnes Menschsein aussieht:
Ich lebe, wirke, fühle, gestalte und denke mit meinem Sosein.
Als Teil dieser wunderbaren Schöpfung sehne ich mich nach Bestand.
Daher ist es mein Wille und bedarf meines Mutes, Abstriche zu machen.
Nicht alles ist mehr möglich.
Mein Nutzen kann anderer Schaden sein.
Meine Freizügigkeit kann andere einengen.
Meine Mobilität kann anderen zu schnell sein.
Zu Fuß marschieren und die Welt im Kleinen erkunden, mag behäbig wirken.
Aber diese Erde, die uns beherbergt, ist eine wunderbar ausgebreitete Fläche.
Mit klarem Trinkwasser, mit naturbelassenen Hängen.
Mit guter Luft, mit ausgetretenen Pfaden.
Mit Vegetation und Früchten, mit Menschen, die mich begleiten.
Komm, Mensch zu Dir selbst!
Komm, Schöpfung, Heiliger Geist!
Komm, Gott zu mir!
Advent in meinem Leben. Amen.
Matthias Geist - Superintendent der Diözese Wien