7. Dezember
Vögel: Vom Girlitz
Stell dir vor, du könntest jeden Arm so weit ausstrecken, wie du groß bist. Wer 1,72 m groß ist, käme so auf eine Armspannweite von über 3 Metern. So geht es dem Girlitz. Wenn Girlitze ihre Flügel strecken, haben sie eine Spannweite von stolzen 20 cm. Trotzdem sind sie die kleinsten heimischen Finken.
Den Menschen sind die Girlitze gewogen. Ihre Nester polstern sie nicht nur mit Spinnweben und feinen Wurzeln aus, sondern auch gern mit Watte und Wollresten. Sie wohnen in Siedlungen, am Bahndamm, auf Baustellen und bei Kläranlagen. Dort wachsen die Pflanzen, deren Blüten und Samen den Girlitzen schmecken.
„Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht und ernten nicht, sammeln auch keine Vorräte in Scheunen – und Gott, Vater und Mutter für euch im Himmel, ernährt sie.“ (Mt 6,26)
In unseren Nachbarländern muss man sich um die Girlitze keine Sorgen machen. Nur hier bei uns ist es anders. Seit 1998 nahm der Bestand der Girlitze in Österreich um 80 Prozent ab. Wieso? Vogelschützerinnen sagen: wegen der Bodenversiegelung und der „sterilen“ Gärten. Sorgt sich Gott also nicht mehr um sie, ernährt sie nicht mehr? Nein. Natürlich sorgt sich Gott um die Geschöpfe, auch um den kleinen, knallgelben Finken. Gott wurde selbst Geschöpf, Menschenkind. Daran denken wir im Advent. Es sind wir Menschen, die den Finken keinen Platz gönnen, sodass sie woanders hinziehen, uns verlassen.
Dr.in Eva Harasta - Theologische Referentin des Bischofs