Herrgottswinkel
Dieses online Angebot - im Volksmund "Herrgottswinkel", oder für alle mit wenig Zeit "HGW" genannt - ist ein Web-Format der EJÖ für Insta, Facebook, manchmal vielleicht auch YouTube und TikTok, und natürlich für unsere Homepage.
MACHT MIT!
Wir möchten euch ermutigen, in euren Jugendkreisen, Schulklassen, aber auch persönlich für euch Gebete, Impulse, Gedanken, Ritualvorschläge etc. selbst zu erfinden und dabei dürft ihr gern auf Grundideen von uns zurückgreifen, diese modifizieren, völlig über den Haufen schmeißen oder schlicht kopieren – ganz, wie es euch passt. Einsendungen und Ideen von euch, der EJ-Community sind immer gern gesehen und werden ebenfalls gern veröffentlicht.
Ewigkeitssonntag
Jetzt im November am Ewigkeitssonntag gedenken wir den Verstorbenen.
Wenn eine Stimme für immer fehlt. Ein Blick. Ein Lachen. Das tut weh. Oft ist es nur schwer greifbar, wenn wir jemanden verlieren. Gerade dann, wenn es vor der eigentlichen Zeit passiert. In diesen Schmerz hinein spricht Gott uns zu:
„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, weder Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein“
(Offenbarung 21,4)
Dieser Vers ist einer meiner Lieblingsverse in der Bibel.
Er verheißt: Gott selbst wird dafür sorgen, dass es keine Schmerzen und keine Leiden mehr gibt. Eine Welt ohne Tod. Eine Welt voller Frieden. Das ist die Vision.
Und sie zeigt sich so anschaulich in diesem Bild: Die Tränen werden abgewischt: Deine und Meine.
In der heutigen Zeit bleibt diese Vision schwer greifbar, zu viel Schlimmes passiert in dieser Welt. Doch gerade hier in diese Welt spricht Gott dieses Versprechen: Das wird nicht so bleiben. Deine Tränen und deine Schmerzen werden ein Ende haben. Am Ende wird nicht der Tod das letzte Wort haben, sondern das Leben.
Gebet:
Liebender Gott. Von dir kommt alles Leben, und zu dir kehrt es zurück.
In deine Hände wollen wir die legen, die von uns gegangen sind. Halte du sie geborgen und nimm sie auf in deiner Ewigkeit.
Schenke uns in unserer Trauer Kraft und Trost. Und Menschen, die uns beistehen.
Lass uns darauf vertrauen, dass du eines Tages alle Schmerzen nimmst und Frieden bringst.
Amen.
Denis Gleiter, Diözesanjugendreferent EJ Stmk
Seelische Gesundheit
Am 10.Oktober ist weltweiter Tag der seelischen Gesundheit.
Eigentlich sollte jeder Tag des Jahres einen Fokus auf seelische Gesundheit legen. Denn unsere Seele tragen wir jeden Tag mit uns herum. Sie muss unsere Träume und Ambitionen, aber auch unsere Kümmernisse und Ängste beherbergen. Sie muss also ganz schön wertvolle Dinge für uns aufbewahren und daher sollten wir ihr höchstmögliche Pflege angedeihen lassen.
Wo und wie Kirche und vor allem auch die EJ-Community bei der #SorgeUmDieSeele heutzutage hilfreich sein kann, dazu im Folgenden mehr.
Aufgrund der Krisenkaskade der letzten Jahre (Kriege in Europa und im Nahen Osten, Teuerungen, Pandemie, Meldungen über Naturkatastrophen mit Jahrhundertausmaßen fast im Monatstakt und dem Vormarsch des Populismus) und auch aufgrund von privaten Faktoren fühlen sich viele junge Menschen negativ überwältig, äußern regelmäßig Zukunftsängste und Überforderungsgefühle. Knapp 20% der jungen Menschen sind derzeit unzufrieden mit ihrem Leben. (Quelle: HBSC-Studie)
Zugleich scheint sich gerade auch in der Jugend zwischen den Geschlechtern eine Kampflinie aufzutun, die so von niemandem beabsichtigt war: Junge Männer wählen zunehmend rechte Parteien, die klassische Rollenbilder propagieren, während junge Frauen und auch non-binäre Personen immer öfter linke Parteien wählen, die sich für Frauenrechte und Klimaschutz stark machen. Wie all das noch zusammenbringen und selbst einen kühlen Kopf bewahren?
Da darf einem schon einmal die Luft wegbleiben oder der Sinn nur nach Couch und Netflix stehen. Manchmal geht einfach nicht mehr – ganz gleich, wie lang die to do-Liste auch sein mag oder wie erfolgreich und leicht händelbar die Leben der anderen auf Social Media ausschauen mögen.
Die anderen packen es vielleicht und das sei ihnen von Herzen gegönnt, aber ich heute nicht. Das ist voll okay.
Neurologen reden schlau davon, dass wir die Selbstregulationskompetenzen von jungen Leuten stärken müssten und auch Soziologen reden von der Ambiguitätstoleranz, die stärker trainiert werden solle.
Klingt nach fancy Begriffen, die es mit Leben zu füllen gilt.
Demnach: Verbirgt sich dahinter nicht einfach eine Haltung der Hoffnung und des aufeinander Zugehens, des Aushaltens verschiedener Meinungen und Zugänge?
Ich möchte nicht flexen… okay, möchte ich doch ;-), aber da kann Kirche eine Menge beitragen.
Ich persönlich finde, Kirche hatte noch nie oder nur selten so viele gute Kompetenzen und Antworten auf die aktuellen Probleme, wie zur Zeit!
Steile Thesen, aber lasst sie mich bitte einmal ausführen.
Selbstregulationskompetenzen stärken – das können wir bei Kirche und in der Evangelischen Jugend. Wir vermitteln einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft, ohne dass wir uns in naiven Vertröstungen ergießen. Wir stärken die Ressourcen der jungen Menschen, die zu unseren Veranstaltungen kommen, zeigen ihnen durch Rituale und Gesprächsangebote, durch das Schaffen von Schutzräumen für eigene Reflexionen und die Stärkung ihres kritischen Bewusstseins immer wieder, dass in ihnen schon ganz viel Talent und Potential steckt, sie viel zu der Gesellschaft beitragen können und in ihrem Umfeld hohe Selbstwirksamkeit erfahren können, wenn sie sich für den Dialog mit anderen Menschen öffnen und zeigen, was sie bewegt. Wir vermitteln ihnen – anders als der Trend in der Gesamtgesellschaft es vorgibt – aber auch, dass nicht alles an ihnen liegt. Welch ein Druck das wäre! An dem kann man nur zerbrechen. Manches darf man einfach auch mal Gott anvertrauen und so ist jedes Erfolgserlebnis, aber auch jedes Scheitern begleitet von Gott. Wir fallen nie ins nichts, sondern stets in Gottes liebevolle Hände.
Ambiguitätstoleranz ausbilden – auch darin sind wir gut bei Kirche und in der Evangelischen Jugend. Dass es auf viele Fragen keine einfachen Antworten gibt, weiß jede:r, der:die sich schon einmal auch nur im Ansatz mit Theologie und seinem:ihrem eigenen Glauben auseinandergesetzt hat. Dass es oft viele Antworten und auch viele gleichberechtigte Antworten auf dieselbe Fragen gibt, weil eben je nach Lebenskontext und „Sitz im Leben“ andere Antwortwege möglich sind, wissen Menschen, die schon einmal mit anderen Menschen über ihren Glauben diskutiert haben, nur allzu gut.
Deswegen hat Gott* so viele Facetten und Namen, gibt es so viele unterschiedliche, sich teils zu widersprechen scheinende Sprachbilder über ihn:sie. Jede:r Mensch hat seine:ihre eigene Geschichte mit Gott und sie sind vermutlich alle wahr. Deine Erfahrung mit Gott mag sich mit meiner überhaupt nicht decken und andersherum und doch glauben wir gemeinsam an denselben Gott, können und dürfen auf unterschiedliche Arten und Weisen seinen:ihren Namen loben. Wenn das nicht Ambiguitätstoleranz par excellence ist, dann weiß ich nicht.
Die evangelische Jugend feiert heutzutage diese Vielfalt der Glaubenszugänge sowohl innerkonfessionell, also auch in der Ökumene und auch im interreligiösen Dialog. Debattenkultur stärken und fördern – das ist unser täglich Brot!
Die Seele stärken, indem man Selbstwirksamkeit, Hoffnung, aber auch die Gelassenheit im Sinne von Gottvertrauen bildet – das können wir bei Kirche – zumindest an unseren guten Tagen - und diese Kompetenzen stellen wir der Gesellschaft und jedem:jeder einzelne:n sehr gern und ganz unaufgeregt, vor allem unaufdringlich zur Verfügung.
Probiert es aus.
Gott*,
Danke für die Vielfalt der Zugänge zu dir, die du uns immer wieder schenkst. Danke, dass du die Welt nicht eindimensional geschaffen hast.
Ja, selbst Danke für die vielen Tiefendimensionen deiner Schöpfung und die Vielfalt der Meinungen unserer Mitmenschen, die den Alltag manchmal komplex machen, keine Frage, aber dadurch auch nie langweilig.
Gott*, stärke unsere Hoffnung und Gelassenheit. Hilf uns zu erkennen, was in unserer Hand liegt und was in deiner.
Hab´ ein Herz für uns, wenn wir mal einen Tag Pause brauchen und bleibe bei uns, auch wenn wir uns für den Moment von dir verabschieden.
Behüte unsere Seelen – besonders an den dunklen Tagen.
Du bist da, wo wir dich oft gar nicht vermuten: mitten unter uns. Lass uns das spüren, immer wieder aufs Neue.
Amen.
Bettina Növer, Jugendpfarrerin EJÖ
Semesterbeginn
Studieren ist wie Fahrradfahren
Nur, dass das Fahrrad brennt. Und du brennst. Und alles brennt.
Studieren ist manchmal die Hölle. Dein Kalender ist rappelvoll, deine To-do-Liste noch voller und bald stehen die nächsten Prüfungen an. Du hast keine Lust mehr, musst dich aber trotzdem aufraffen und zurück an den Schreibtisch. Der Druck nimmt zu – deine Motivation ab. Dein Alles-wird-gut-Mantra muss im Minutentakt herhalten, doch allmählich verlieren deine aufmunternden Worte ihre Wirkung.
Du brauchst etwas Neues
Gute Nachrichten: Ich habe etwas für dich bzw. habe ich jemanden für dich. Nämlich Gott.
Gott hört dir immer zu, egal wie viel Stress du hast oder wie schlecht es dir gerade geht.
Versuch doch dass nächste Mal am Weg zur Uni mit ihm zu reden.
Glaub mir du wirst es nicht bereuen.
Lukas Hauser, 23, Vorsitzender EJÖ
Weltfriedenstag 2024
Frieden - ein zerbrechliches Gut in stürmischen Zeiten.
Wie können wir von Frieden sprechen, wenn um uns herum Chaos herrscht?
Worauf können wir hoffen, wenn so vieles hoffnungslos erscheint?
Jesus Christus spricht:
Meinen Frieden gebe ich euch – einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben
kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!
(Joh 14,27)
Wir können uns auf Gottes Zusagen verlassen. Wir dürfen vertrauen, dass Gott alles in der
Hand hält. Anstatt von Angst beherrscht zu werden, können wir den Frieden Gottes in die
Welt bringen.
Freuen dürfen sich alle, die Frieden stiften – Gott wird sie als seine Söhne und Töchter
annehmen.
(Mt 5,9)
Jesus, danke, dass wir deinen Frieden in unseren Herzen tragen dürfen.
Wir bitten dich, dass dieser Frieden sich auch in der Welt zeigt.
Hilf uns dabei, unseren Mitmenschen in Liebe und Versöhnung zu begegnen.
Lehre uns, den Weg der Gerechtigkeit zu gehen, damit Frieden Wurzeln schlagen kann.
Segne alle Menschen, die sich für den Frieden einsetzen. Gib uns Hoffnung, dass Dein
Frieden eines Tages alle Grenzen überwindet.
Amen.
Patrick, stellvertretender EJÖ Vorsitzender
Ferienende
Chance, alles neu zu machen ...
Vorbei…
das spontane Brunchen mit Freund:innen an einem Mittwoch
das Rauschen der Wellen beim Frühstück
die Sonnenuntergänge am Meer
die entspannte Zeit mit der Familie
die tiefen Gespräche am Lagerfeuer bei diversen Sofreis
die semi-erfolgreichen Flirtversuche am Pool
die sehr erfolgreichen neuen Begegnungen am Strand.
Auch vorbei…
die Ferial-Jobs
die stressigen Praktika
die Deadlines für Hausarbeiten, die eigentlich im Juni schon hätten fertig werden sollen
die Langeweile vor dem Computer
die lähmende Hitze
die Schwere des Seins, wenn die Kleidung vor Schweiß trieft
das Verfolgen ermüdender Streitigkeiten über diese oder jene Symbole in der Eingangszeremonie bei Olympia zwischen den christlichen Influencer-Bubbles
die Angst vor dem Neustart
Denn nun ist sie (endlich) da: Die Chance, alles neu zu machen. Neues Schuljahr, neue Entwicklungen, neue Lehrer:innen, neue Fächerkombis.
Manches bleibt, anderes verändert sich – manches zum Schlechteren, hoffentlich das meiste zum Guten.
Freundschaften haben sich über den Sommer verändert: Manche sind näher zusammengerückt, andere haben sich auseinanderentwickelt, wieder andere sind neu entstanden und manches ist leider zerbrochen.
Sommer 2024 – wo bist du geblieben und was von dir dürfen wir behalten?
Gott, du bist die Quellen allen Lebens,
du begleitest uns – das ganze Jahr, nicht nur im Sommer.
Dir dürfen wir unsere Erfolge und unsere Jubelschreie, unsere Begeisterung über neue Menschen in unserem Leben offen und voller Stolz zeigen.
Wir dürfen dir aber auch unsere Verletzungen, unsere Trauer über zerbrochene Beziehungen und auch unsere Ängste über das, was im neuen Schul- und Arbeitsjahr auf uns wartet, anvertrauen.
Du bist da, stärkst uns und hilfst uns – auch wenn es mal nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen.
Deine Liebe begleitet uns auch im kommenden Herbst und Winter und schenkt uns die Kraft, uns neuen Herausforderungen zu stellen.
Hilf uns, die guten Erinnerungen an den Sommer 2024 im Herzen zu bewahren, aus ihnen Freude und Motivation zu ziehen und offen und entscheidungsfreudig dem neuen Schul- und Arbeitsjahr entgegenzublicken.
Gott, stärke in uns die Hoffnung auf einen Herbst, der sich durch Respekt und Verständnis, ehrliche Anteilnahme und friedvolle Debatten auszeichnet.
Was wir dazu beitragen können, wollen wir tun. Hilf uns dabei.
Amen.
Bettina, EJÖ Jugendpfarrerin für Österreich
Ferienzeit
Sonnencreme und Gottes Segen
Wenn ich in diesen Tagen in eine Drogeriekette hineingehe, dann springen mir gleich die vielen Sonnencremen unterschiedlichster Hersteller ins Auge und deren Versprechungen. Der Anblick und der Geruch dieser Cremen wecken in mir Erinnerungen an meine Kindheit. Sofort sehe ich ein Bild in meinem Kopf: Wir stehen auf der Insel Bornholm am Strand und vor uns liegt die Ostsee. Ich höre die Stimme meiner Mutter rufen: „Raphael, wir müssen deinen Rücken eincremen, sonst verbrennst du dich!“ Diesen Satz höre ich oft. Ich gehe immer wieder hin, lasse mir den Rücken eincremen, damit ich keinen Sonnenbrand bekomme…
Irgendwie hat sich bei mir dieses Bild mit dem Segen Gottes verknüpft. Warum?
Weil der Segen Gottes wie eine Sonnencreme ist ...
Der Segen Gottes hüllt mich ein, er ist wie ein Schutz. Gott passt auf mich auf - egal, wohin ich gehe, egal, wie es mir gerade geht. Gott umgibt mich. Und das Beste daran ist, dass diese „Creme“ kein Ablaufdatum hat, und dass die Wirkung nach kurzer Zeit nicht nachlässt (so wie es bei einer Sonnencreme wäre), sondern der Segen Gottes hat bestand in all meinen Lebenssituationen. Seien sie schön oder schwierig. Die Zusage von Gott, die zu mir im Segen gesprochen wird, bleibt aufrecht!
In unserem Alltag verblasst die Zusage durch unterschiedlichste Herausforderungen, die uns täglich begegnen. Deswegen ist es wichtig, dass uns der Segen immer wieder NEU zugesprochen wird, damit wir wieder gestärkt werden und uns an den Segen erinnern. Ich kann ihn jeden Sonntag im Gottesdienst empfangen, im Jugendgottesdienst, im Jugendkreis/-treff, im Schülergottesdienst zu Beginn eines Schuljahres oder am Ende eines Schuljahres. Man könnte auch sagen, um in dem Bild am Strand zubleiben, dass wir uns bewusst damit eincremen.
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Der Herr sei neben dir,
um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Der Herr sei hinter dir,
um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Der Herr sei unter dir,
um dich aufzufangen, wenn du fällst und dich aus der Schlinge zu ziehen.
Der Herr sei in dir,
um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Der Herr sei um dich herum,
um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Der Herr sei über dir,
um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott!
Raphael, EJ-Jugendreferent im Schwarzatal
Pfingsten 2024
Es brennt im Herz, im Kopf, in den Gliedern.
Aufspringen möchte ich, der Welt meine Überzeugungen entgegen schreien. Aufgerüttelt und gut durchgeschüttelt soll sie werden, diese verrückte, teils ungerechte, oft mich an den Rand der Verzweiflung bringende Welt.
Bewundern sollen mich meine Mitmenschen für meine Weitsicht und meinen Erfindergeist.
Doch ich bleibe sitzen, bleibe stumm.
Was habe ich der Welt schon zu sagen? Werden nicht sofort Hater:innen auf den Plan treten und mich entmutigen?
Wer nichts sagt, kann auch nichts falsch machen.
Schweigen kann aber auch ziemlich laut und verräterisch sein.
Ach, was denn nun?!
Offen sagen, was ich denke? Mich lieber bedeckt halten?
Mich klar zu Jesus bekennen?
Was denn nun?!?
Christ:in-Sein in der Welt ist nicht immer leicht. Oft wird man in eine Schublade gepackt, sagt man zu wenig, gilt man als feig und unauthentisch, sagt man zu viel, gilt man als großspurig und unangenehm aufdringlich.
Gott, du liebevolle Schöpfungskraft in uns,
heute ist Pfingsten. Du sendest deinen Geist mitten hinein in diese Welt, in unsere Widersprüche und Zerrissenheit.
Sende uns mit ihm den Mut, die Begeisterung und auch die Widerstandskraft, damit wir uns als Christ:innen in der Welt immer wieder diesem Balanceakt stellen, Unsicherheiten aushalten und dabei die Freude über deine Liebe und dein Vertrauen in uns bewahren und mit der Welt teilen.
Amen.
Ostern
Der Herr ist auferstanden
"Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt und seht die Stätte, wo er gelegen hat."
(MT 28,6)
Der Herr ist auferstanden! Ein kurzer, aber sehr bedeutsamer Satz, der unermessliche Hoffnung ausdrückt und uns daran erinnert, dass selbst in den dunkelsten Stunden des Lebens das Licht der Liebe und Hoffnung leuchtet.
An diesem Ostermorgen erwacht die Welt in neuem Glanz, denn das Licht der Auferstehung erhellt unsere Herzen, so wie die Sonne den Morgen erhellt. Möge die Botschaft von Ostern uns daran erinnern, dass die Liebe stärker ist als Leid und dass das Licht des Lebens über die Dunkelheit der Nacht siegt.
Lasst uns die Auferstehung feiern und die Hoffnung in unserem Herzen tragen. Frohe Ostern!
Angelina Ahrens, Diözesanjugendreferentin EJ Wien
Neujahr
Das Alte vergeht, Neues entsteht.
Leben im Werden, im Dazwischen.
Aushalten, dass manches noch unklar ist und vieles es auch bleibt.
Viele Pläne, manche werden gelingen, andere nicht.
2024 - ein Jahr voller Jubiläen. Werden sie Segen und Aufbruch bringen oder werden sie stabilisieren, was schon war?
Was tut gerade Not - für mich privat, für uns als Gesellschaft, für meine Gemeinde?
Aufbruch oder Stabilisation? Alles hat seine Berechtigung, aber was wird gerade gebraucht?
Gott, segne unser Tun und Lassen, unsere Pläne, unsere Irrwege und unsere (neuen) Erkenntnisse in 2024 und lege deinen Segen auf unser gemeinsames Ringen um die bestmöglichen Lösungen,
Amen.
Bettina, Jugendpfarrerin, EJÖ
Weihnachten
Ein Fest unverfügbaren Freude
Heiligabend mit geliebten Menschen und ein paar Geschenken.
Mit demselben Essen wie schon in der Kindheit, neuen Familienmitgliedern. Die Geschenke im letzten Stress noch eingepackt und es ist schon klar, was ich bekomme. Ich gehe wie immer in den Gottesdienst und erwarte das Wunder, die Gelassenheit und Vorfreude sollen sich einstellen und ich möchte wieder dieses kindliche Kribbeln spüren.
Der Segen im Gottesdienst ist gesprochen und doch ist dieses spezielle Weihnachtsgefühl noch nicht da. Und dann... O Du Fröhliche, oh du Selige wird von allen mit aller Kraft gesunden.
Und dieses kleine Kribbeln kommt langsam hoch.
Und dann, am Abend öffnen meine Liebsten ihre Geschenke und es ist nicht alles wie erwartet, sondern unerwartet, kreativ und aufmerksam ausgewählt. Die Schenkenden freuen sich über die überraschten Gesichter. Mit den vor Freude strahlenden Gesichtern und der Neugier, mit der die Beschenkten ihre Geschenke erkundet werden kommt dieses Kribbeln ganz durch.
Freude, wie sie auch die Hirten gespürt haben müssen als sie Jesus gesehen haben. Diese unerwartete, grußartige, ganz kleine und doch überfließende Liebe, die Gott uns in die Welt geschenkt hat. Heilige Nacht. Sie ist für mich eine ungreifbare und nicht reproduzierbare Vorfreude, vor der ich mich egal wie spät sie sich auf den Weg zu mir macht, nicht verschließen kann. Jedes Jahr aufs Neue eine heilige Nacht.
Ich wünsche dir, dass du dieses Kribbeln heute spürst und dich auf diese unbeschreibliche Liebe, die Gott für dich hat, einlassen kannst.
Sarah Fleischhauer, Diözesanjugendreferentin in Salzburg-Tirol
Ewigkeitssonntag
Memento
Ich war etwa zwei Wochen im Amt. Meine erste richtige Pfarrstelle. Alleine, ohne Administratorin, ohne Mentor. Da nahm sich einer meiner Konfis das Leben. Kurz nach Schulbeginn, der Konfi-Kurs hatte noch nicht begonnen, aber im Schulanfangsgottesdienst hatte er sich mir vorgestellt.
Er freue sich schon! Ich auch!
Zwei Wochen später war er tot.
Es hat uns alle erschüttert. Ich kannte die Familie nicht, der Diakon hat die Trauerbegleitung und auch die Beerdigung übernommen.
Bei der Beerdigung las er ein Gedicht von Mascha Kaléko:
Memento
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?
Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.
Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
– Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben.
Die Last der Hinterbliebenen: mit dem Tod der andern zu leben, sie wiegt besonders schwer in diesen Tagen.
Warum bist du nicht mehr da?
Wie sähe eine Welt aus, in der du noch lebst?
Warum tust du mir das an?
Hätte ich oder irgendwer deinen Tod verhindern können?
Werden wir uns je wiedersehen?
Trauer tut weh. Immer. Sie kann in den Hintergrund treten, aber sie geht nie ganz weg. Sie drängt sich in unpassenden Momenten vor. Sie fordert ihren Raum. Im November ganz besonders, wenn wir in der dunklen Zeit auch an die denken, die wir vermissen, die nicht mehr unter uns sind. Wir dürfen der Trauer einen Raum geben und einen Ort: Wir können auf den Friedhof gehen, eine Kerze im Fenster anzünden, ein Bild aufstellen, am Ewigkeitssonntag in den Gottesdienst gehen.
Denn das Tröstliche ist: wir denken nicht am Totensonntag an die unsere Verstorbenen, wir tun das am Ewigkeitssonntag. Ewigkeit. Weil wir wissen, dass die Ewigkeit Gott gehört. Weil wir wissen, dass unser Leben ein Wimpernschlag ist, im Vergleich zu unserer Zeit bei Gott. Weil wir wissen: „Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein“. Amen.
Anne-Sofie Neumann, Diözesanjugendpfarrerin in Niederösterreich