Fairnünftig Reisen

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on our way

Reisen zählt zu den beliebtesten Freizeitaktivitäten. Egal ob Städtekurztrip, Kulturreise, Sommerfreizeit, Aktivurlaub oder ein entspannter Aufenthalt am Meer, so oft es möglich ist, sind wir gerne unterwegs.
Reisen ist Aufbrechen vom Alltag, Begegnung mit anderen Ländern und Kulturen, über den Tellerrand schauen.
Doch Reisen verbraucht auch wertvolle Ressourcen und kann unsere Umwelt stark belasten.

Download “fairnünftig Reisen” Reiseführer

Heiligtum Mobilität

Mobilität ist unserer europäischen Kultur fast heilig.
Häufig wird Mobilität mit Freiheit gleichgesetzt. Raus aus dem Alltag. Einfach die Koffer packen und weg.

Dieser Mobilität wird vieles untergeordnet. Autoindustrien und Fluggesellschaften werden mit Milliarden gefördert, im Gegensatz zur Vermeidung von Kinderarmut oder Unterstützung von Arbeitslosigkeit.

“Die Welt ist ein Buch. Wer nie reist, sieht nur eine Seite davon.” Augustinus Aurelius

Sobald die Tage länger werden erwacht in mir die Reisesehnsucht. Ich beginne in Reiseführern zu blättern, lese dies und jenes, und überlege, wie es zeitlich und finanziell umsetzbar wäre. Ja, ich bekenne, ich reise gerne. Unser Planet ist wunderschön, vielfältig und spannend. Und überall gibt es etwas zu entdecken.

Was aber bedeutet es, wenn wir reisen?
Für uns und die Städte und Länder, die wir besuchen? Welche Faktoren spielen beim Reisen eine Rolle? Kann man auch nachhaltig fairreisen? Wo gibt es Möglichkeiten aktiv zu werden?
Im Rahmen dieses Schöpfungsprojekts laden wir dich ein die unterschiedlichsten Aspekte von Reisen und Tourismus zu betrachten, und über faire, nachhaltige Konzepte für unser Reiseverhalten nachzudenken.
Der Ausbau von Straßen und Flughäfen geht trotz vermehrter Umweltbedenken und Unsicherheit im Tourismussektor weiter. Der öffentliche Verkehr hinkt in vielen Regionen abgeschlagen hinterher. Wieviel Fläche widmen wir in unseren Städten dem Verkehr – sowohl für den Straßenverkehr als auch für die parkenden Autos?

Luxus

Reisen ist Luxus.
Von den 7,77 Milliarden auf unserer Erde lebenden Menschen machen nur 1 Milliarde Menschen Urlaubreisen. Viele Menschen verlassen nie ihre Heimat, da es aus finanzieller oder politischer Hinsicht für sie gar nicht möglich ist.

Mach dich auf - auf eine Reise durch unser Schöpfungsprojekt.

1) Reisen neu denken

Entwicklung durch Reisen

Desto weiter ich reise, desto näher komme ich an mich heran.
Andrew McCarthy

Erst das Aufbrechen, die Begegnung mit anderen Kulturen und Religionen, das Riechen und Schmecken in anderen Ländern lässt uns den Wert der eigenen Kultur erkennen, schätzen, aber auch kritisch hinterfragen.
Wir dürfen auf Reisen Gast sein.

fairnünftig Reisen... how to

Reise mit leichtem Gepäck - Trenne dich von unnötigem Ballast. 
Nimm in deinem Koffer nur mit, was du wirklich brauchst. Hier gilt es, dass minimalistische Denken zu schulen. Meist nimmt man viel zu viel mit.
Schon beim Kofferkauf achte auf Nachhaltigkeit. Viele in Fernost produzierte Koffer werden mit giftigen Chemikalien hergestellt, und die Menschen in diesen Fabriken sind sehr schlecht bezahlt.

Reiseart

Für wen Fliegen NICHT absolut nötig ist, der sollte auf CO2 günstigere Transportmittel umsteigen.
Wenn du dem Grundsatz folgst, bei Reisen unter 1.000 km grundsätzlich die Bahn zu verwenden, trägst du zum umweltfreundlichen Reiseverhalten bei.

Wirtschaftliche Aspekte

Natürlich ist der Tourismus für viele Menschen auch eine positive Entwicklung. Arbeitsplätze werden geschaffen. Um aber die Menschen vor Ort zu unterstützen kaufe regional ein. Besonders auf lokalen Märkten und in Markthallen ist das Angebot gut und günstig.

Besuche zum Essen kleine, lokale Restaurants und meide große Ketten.

Kinder und Jugendliche brechen oftmals auf zu Reisen und kommen ein Stück erwachsener zurück.

Auf der Burg Finstergrün lernen wir als Betreuer*innen Kinder kennen, die das erste Mal von Zuhause weg sind. Besonders am Abend – beim ersten Übernachten in fremder Umgebung, kommt großes Heimweh auf. Am kommenden Morgen sind dann die am Abend zuvor zweifelnden Kinder fröhlich beim Frühstück, glücklich und stolz, diese große Herausforderung gemeistert zu haben.

Bei Jugendfreizeiten bemerken unsere Betreuer*innen häufig ein Aufbrechen von im Alltag verschütteten Fragen und Problemen, denn plötzlich ist Zeit und Raum dafür. Urlaub bedeutet auch über sein Leben nachzudenken, es eventuell neu zu ordnen.

Reisen ist auch Begegnung mit anderen Religionen. Meinen Glauben im Vergleich zu anderen Religionen neu zu entdecken ist immer wieder spannend.

Reisen ist eine Form unsere Lebensbatterie aufzuladen. Während des stressigen Alltags kann dann von den Erlebnissen und Begegnungen gezerrt werden.

Zero-waste-Grundausstattung

Unbedingt mit auf Reisen gehört die wiederverwendbare Trinkflasche, ein Jutebeutel und ein Einkaufsnetz zum Einkaufen, ein wiederverwendbares Besteckset, ein Trinkbecher. Damit kannst du schon eine ganze Menge Müll vermeiden. Es gibt auch wiederverwertbare Strohhalme mit Filtersystem, genannt LifeStraw. Damit können Schadstoffe und Mikroorganismen aus verschmutztem Wasser entfernt werden. Trotzdem Vorsicht, denn eine Magen-Darm-Verstimmung fördert nicht das Urlaubsvergnügen.

Die Sonnenmilch sollte möglichst chemiefrei und korallenfreundlich sein.

Bevor du für längere Reisen losfährst schalte, zu Hause alle Stand-by-Geräte komplett ab.

Reisedauer

Da die An- und Abreise zu den größten CO2 Belastungen führen, wird empfohlen weniger, dafür aber länger zu verreisen. Ein angemessenes Verhältnis zwischen Reisedauer und Reisedistanz ist ein MUSS. Also möglichst keine Wochenendtrips oder Kurzreisen, sondern nimm dir bewusst Zeit zum Reisen.

Verzichte auf nichtssagende Souvenirs. Die meisten sind sowieso „made in China“. Kaufe keine Mitbringsel, die aus gefährdenden Tierprodukten wie Elfenbein, Haifischzähnen oder seltenen Lederarten produziert wurden. Bring lieber lokale, traditionelle Produkte – Gewürze, Wein, Tonprodukte – mit nach Hause.

Achte auf die guten Geister rund um Dich und wertschätze ihr Tun.

Sei Gast, nicht Tourist

Bereite dich auf deine Reise vor. Informiere dich über das Land, die Kultur, die Sprache, die Kleidung, gelebte Traditionen, politische Lage und Sicherheit, das Wetter zur Reisezeit, die Natur, aber auch über spannende Ideen und Umweltprojekte.

Lerne aus Achtung gegenüber deinen Gastgeber*innen die wichtigsten Phrasen wie Begrüßung, Zahlen oder einfache klassische Sätze. Es macht nichts, wenn nicht alles gleich perfekt ausgesprochen ist. Es gibt auch schon gut funktionierende Apps, die die Kommunikation im Gastland erleichtern.

Bedenke, dass du Botschafter*in deines Landes im Gastland bist, und sei dir bewusst, welches Privileg es ist, reisen zu können.

Bitte gehe achtsam mit und in religiösen Gebäuden um. Diese sind kein touristisches Konsumgut, sondern heilige Stätten der Gastgeber*innen. Verhalte dich darin respektvoll.

Schreibe ein Reisetagebuch, damit du dich später an besondere Erlebnisse und Eindrücke nochmals erinnern kannst.

Direktflüge sind umweltfreundlicher als Flüge mit Zwischenstopps, da in Start- und Landepositionen besonders viele Treibhausgabe ausgestoßen werden. Es gibt schadstoffärmere und schadstoffstärkere Flugzeugtypen. Die Website https://www.atmosfair.de/ berechnet den Schadstoffausstoß deines Fluges.

Bei der Anreise mit dem Auto bildet Fahrgemeinschaften. Es gibt Apps für Mitfahrgelegenheiten, oder nimm du jemanden mit. Das macht das Reisen angenehmer, aber auch spannender. In vielen Städten gibt es heute gute Carsharing-Modelle.

Die Kompensation von CO2 verhindert den Ausstoß nicht, aber es werden die freiwilligen Klimaschutzbeiträge dazu verwendet, erneuerbare Energien in Ländern auszubauen, wo es diese noch kaum gibt. Also vor allem in Entwicklungsländern. So profitieren Menschen vor Ort, die damit Zugang zu sauberer und ständig verfügbarer Energie erhalten.

Radtouren und Segeltörns sind besonders umwelteffizient. Oder erwandere doch mal ein Gebiet. Gerade Pilgerreisen zu Fuß haben einen besonderen Charme.

Meide Eventmaturareisen und All Inclusive- Clubreisen, in denen man abgeschieden vom jeweiligen Land mit Partys nur in der Anlage den Urlaub verbringt. Von diesen Reisen profitiert nur der Anbieter, selten die Bevölkerung vor Ort.

Unterkünfte

Viel Unterkünfte achten inzwischen auf erneuerbare Energieanlagen. Um diese Häuser erkennbar zu machen gibt es die unterschiedlichsten Nachhaltigkeits-Logos.

Achte bei der Buchung des Hotels auch, ob sich der Betrieb zur Einhaltung des Kinderschutzkodes, der von ECPAT in Kooperation mit Reiseveranstaltern und der Welttourismusorganisation entwickelt wurde, verpflichtet hat.
Genauere Infos dazu unter https://www.ecpat.at/themen/im-tourismus#c109

Es gibt in den letzten Jahren immer wieder Ideen alternativen Reisens. Ein alternativer Trend ist Couchsurfing. Du kannst in einem Gastfreundschaftsnetzwerk kostenlos bei einem Mitglied übernachten, und bietest dann in deinem Zuhause für andere Urlauber bei dir einen Schlafplatz an. Jede*r Nutzer*in hat ein aussagekräftiges Profil mit Bewertungen in der Couchsurfinggemeinschaft.

2) Reisen und seine Folgen

Was neben schönen Erinnerungen vom Reisen bleibt

Die Fußabdrücke, die wir hinterlassen...

Reisen bedeutet Begegnung mit anderen Menschen, anderen Kulturen, anderen Gewohnheiten. Es bietet die Möglichkeit, Fremdes aus erster Hand kennenzulernen.

Aber was hinterlassen wir mit unserer "Wanderlust" und wir wirkt sie sich auf die Gegenden die wir besuchen aus?

Ernährung

Manche Touristen wollen auch im Urlaub nicht auf ihr vertrautes Schnitzel verzichten. Die Produktion und der Transport von Lebensmitteln verbraucht weitere Ressourcen.

So wurden für die Ernährungsgewohnheiten der Touristen uralte Mangrovenwälder abgeholzt, um in Aquakultur die Zucht von Garnelen zu ermöglichen.

Für die auf Reisen verzehrten Lebensmittel werden 6000 Liter Wasser/pro Person und Tag zur Erzeugung benötigt.

Bei Cluburlauben mit All Inclusive Angebot sind die Menschen verleitet, am Buffett ordentlich hinzulangen. Die Folge sind enorme Lebensmittelabfälle.

Wasser

Unser europäisches Duschverhalten überfordert manches Tourismusland enorm. Jeder Urlauber verbraucht durch Duschen, Swimmingpool und Bewässerung der Grünanlage in einem Hotel bis zu 2.425 Liter/Tag.

In manchen Ländern gibt es deshalb inzwischen Duschampeln und Hinweisschilder zum sorgsamen Gebrauch des wertvollen Guts.

Beschneiungsanlagen für das Schivergnügen benötigen neben Wasser auch Energie, abhängig von der Umgebungstemperatur. Bei einer Temperatur von -3 °C braucht man bei einem Wasserdurchsatz von 1 Liter/Sekunde pro m³ Schnee etwa 3kWh.*

Die etwa 19.000 Schneekanonen in Österreich (Stand Februar 2013) nutzen pro Jahr und pro Hektar etwa sechs Millionen Liter Wasser und insgesamt 260.000 MWh Strom. Somit nutzen die Schneekanonen Europas so viel Energie wie eine Stadt von 150.000 Einwohnern und so viel Wasser wie eine Großstadt wie Hamburg.*
https://de.wikipedia.org/wiki/Schneekanone

Abfallentsorgung

Während einer Urlaubssaison entstehen Tonnen an Abfall jeder Art: Abwasser, sanitäre Rückstände, Plastik, Lebensmittel und vieles mehr.

Häufig landet der Müll, der zu ¾ aus Plastik besteht, im Meer. Etwa 12,7 Millionen Tonnen Plastik landen laut Angaben des WWF jährlich im Meer. Bis zur völligen Zersetzung von Plastik vergehen rund 450 Jahre.

Zuerst zerfällt das Plastik in Mikroteile. Meerestiere nehmen diese mit ihrer Nahrung in ihrem Körper auf. Von dort findet das Mikroplastik über die Nahrungskette auch den Weg in den Menschen.

Heute weiß man, dass Mikroplastik bereits in der Plazenta von schwangeren Frauen nachgewiesen wurde. Welche Auswirkungen das auf das Embryo und den Menschen haben, ist noch nicht genügend erforscht.

Energie

Der gesteigerte Energieverbrauch in Tourismushochburgen stellt eine große Herausforderung dar.

In heißeren Ländern sind es vor allem Klimaanlagen, Ventilatoren und elektrische Fahrstühle. Im Wintertourismus sind es Seilbahnen, Lifte, Beschneiungsanlagen und die Heizung, die enorme Energiemengen verbrauchen.

Lärmemission

Nicht zu unterschätzen ist das Lärmproblem in Tourismusregionen. An- und Abreiseverkehr, Anlieferungen durch Gewerbebetriebe zu den Unterkünften, Abholung von Müll und die in manchen Orten gefeierten Partys bis tief in die Nacht belasten die einheimische Bevölkerung und Tierwelt.

Flächenverbrauch

Neben dem CO2 Verbrauch verursacht jeder Urlaubsaufenthalt noch weiteren Ressourcenverbrauch.

Das größte Problem stellt der wachsende Flächenverbrauch und die damit verbundene Bodenversiegelung dar.

Flächenintensive Flughäfen, gut ausgebaute Straßen für den Urlauberverkehr, Bahntrassen, Hotelanlagen, Golfplätze und Geschäfte mit großen Parkflächen verschlingen wertvolle Böden. Um landschaftlich schöne Anlagen zu bauen werden Fischerdörfer umbaut, Wälder abgebaut und wertvoller Ackerboden in Tälern verbaut. Auch im Meer werden Mangrovenwälder vernichtet, um Platz für noch größere Häfen zu schaffen.

Für den 1999 eröffneten Flughafen „King Fahd International“ in Saudi Arabien wurde eine Fläche von über 77.000 Hektar verbaut. Das entspricht einer Fläche von 108.000 Fußballfeldern.

Jeder Neubau zerstört ein Ökosystem.

3) Ideen und Praktisches

Aus der Praxis für die Praxis

Um nicht nur theoretisch zu bleiben, ...
haben wir auf den folgenden Seiten praktische Tools rund um das Thema Reisen für dich zusammengestellt.

Los geht’s! Bitte bediene dich in unserem Reiseladen.

Wir freuen uns natürlich über Bilder von euren Aktionen, Kunstwerken, und Beiträgen aller Art, die wir auf unserer Website veröffentlichen dürfen.

Einfach an schicken.

Gruppenstundenvorschlag

Für die Konfis+Jugendliche beschäftigt sich die Gruppenstunde mit dem Reisen und wie wir es so fairnünftig wie möglich gestalten können.

Bausteine für einen Jugendgottesdienst

Pfarrerin Margit Leuthold hat uns ausgesuchte Bausteine für einen Jugendgottesdienst oder eine Andacht für "sich auf den Weg machen", den Beginn einer Reise zusammengetragen.

Reisesegen

Wir haben dir eine wunderbare Sammlung an Reisesegen zusammengestellt.

Wer für die Gruppenstunden noch zusätzliche Infos braucht, findet hier noch viele nützliche Links & Buchempfehlungen, eine Anleitung für ein Reisetagebuch und treffende Zitate und Sprüche.